Während der harte, raue und mit teils anarchistischen Texten versehene Punk bis heute kaum im Mainstream angekommen ist, hat es der Pop-Punk schon lange geschafft. Nicht umsonst trägt dieses Genre diesen Namen, denn diese Art der Punkmusik ist populär und teilt sich Elemente mit der radiotauglichen Popmusik und seichterem Rock. Doch wie ist der Pop-Punk entstanden? Wie verlief die Entwicklung? Und wie sieht es heutzutage hinsichtlich dieses Subgenres aus? Diese und weitere Fragen werden wir in diesem Beitrag beantworten.
Die Anfänge: Punk und Pop-Punk auf gleichen Pfaden
Die Anfänge des Pop-Punk unterscheiden sich kaum von denen des Punk. Denn als letzterer im Entstehen war, also Ende der 1970er Jahre, da gab es noch keine feste Definition des Genres. Der Begriff „Punk“ wurde noch nicht landläufig mit schneller, harter und lauter Musik in Verbindung gebracht. Auch melodischere Musik, die allerdings gegen bestehende Genres (Arena Rock, Glam-Rock, etc.) vorzugehen versuchte, konnte Punk sein. Erst im Laufe der 1980er Jahre wurde dann weiter zwischen den verschiedenen Genres und Subgenres unterschieden. Die Wurzeln des Pop-Punk kann man dabei bei den Ramones, The Jam, Generation X und vielen anderen suchen.
Der härtere Punk, der später als „echter Punk“ bezeichnet werden sollte, kam übrigens aus der Vermischung der bisherigen Klänge mit den Elementen des Hardcore. Hardcore lässt sich durch laute, oft aggressiv wirkende Gesänge, verzerrte Gitarren und Breakdowns definieren. Auch schnelle Drums sowie emotionale Texte gehören dazu. Während allerdings aus dem Hardcore die Straight-Edge-Bewegung ohne Alkohol und Drogen hervorging, da kann man in Punk-Kreisen durchaus die Themen Alkohol (vor allem Bier) sowie Drogen finden. Der Konsum ist dabei sowohl bei einigen Künstlern als auch bei den Fans zu finden. In diesem Bereich kann man Punk und Hardcore also wieder voneinander trennen.
Der Durchbruch: Pop-Punk in den 1990er Jahren
Die offiziell als erste Welle des Pop-Punk bezeichnete Musikrichtung begann Anfang der 1990er Jahre immer bekannter und beliebter zu werden. Das Genre war ganz zu Anfang allerdings kein kommerzieller Erfolg und die meisten Bands hatten einen DIY-Ansatz für ihre Musik, so wie auch ihre Hardcore-Punk-Pendants. Aber eine Menge unabhängiger Plattenlabels begannen in dieser Zeit zu entstehen, zwei bemerkenswerte waren Fat Wreck Chords und Epitaph Records, die später große Erfolge feiern sollten. In Deutschland kam dabei zudem der Fun-Punk in Form von Bands wie Die Ärzte auf. Pop-Punk kann man zudem bei Die Toten Hosen verorten.
Mitte der 1990er Jahre wurde das Genre Pop-Punk immer beliebter. Green Day brachten ihr erstes Album bei einem großen Plattenlabel heraus, und andere Bands wie The Offspring und MxPx taten dies ebenfalls. Da viele ihrer Songs immer wieder in Radiosendern und auf MTV gespielt wurden, zeigten die großen Plattenfirmen neues Interesse an der Punkmusik. Punkbands wurden lukrative Verträge angeboten, und sie gingen oft mit Pop-Punk Bands auf Tournee. Außerdem sollte man nicht verschweigen, dass der Ska-Punk Anfang bis Mitte der 1990er Jahre aufkam. Da er viele Merkmale mit dem Pop-Punk gemeinsam hatte, gingen diese Bands auch gemeinsam auf Tournee.
Der große Erfolg: Pop-Punk als Mainstream in den 2000ern
In den späten 1990er sowie in den frühen 2000er Jahren kam der Pop-Punk vollends im Mainstream an und wurde zum absoluten Erfolg. Bands wie Sum 41, Simple Plan oder auch New Found Glory gehörten zu den oft gespielten Künstlern im Radio. Die Band Blink-182 hatte mit dem Album „Enema of the State“ (1999) großen Erfolg und wurde umfangreich gefeiert. Auch Avril Lavigne hatte Erfolg in der Szene und wurde als „Pop-Punk-Prinzessin“ bezeichnet. Gleichzeitig wurden Bands wie Good Charlotte immer wieder auf MTV gespielt. Die Themen in den Texten wandelten sich auch häufiger, wurden jugendlicher und kamen bei immer mehr Teenagern gut an.
Mitte der 2000er Jahre begannen die Grenzen des Pop-Punk Genres immer mehr weicher zu werden, weil viele neue Bands mit einem einzigartigen Sound überzeugen konnten. Bands wie The Used, Taking Back Sunday und My Chemical Romance begannen, die Szene im Sturm zu verändern. Sie wiesen viele Pop-Punk-Merkmale auf, vertraten aber einen dunkleren und deprimierenderen Ton. Sie waren damit auch das populäre Pendant für die neue Generation der Goth-Rock-Szene. Schnell wurde ein neuer Begriff gefunden, der eine ganz neue Szene hervorbrachte: Emo. Das war und ist emotionale Musik für emotionale Teenager, die ihre innere Gram nach außen trugen.
Weitere Veränderungen: Pop-Punk seit den 2010er Jahren
Aufgrund der schon immer währenden Verwirrung darüber, was das Pop-Punk Genre eigentlich ausmachte, begann es in den 2010ern an Bedeutung zu verlieren, obwohl es immer noch eine große Szene war. Während dieser Zeit erfuhr das Genre mehrere Veränderungen und seine Fans und Musiker taten das, was man als „Rückeroberung des Sounds“ bezeichnen könnte. Während namhafte Pop-Punk Bands wie Green Day und Blink-182 mit ihrem großen Erfolg längst zu einem neuen Sound übergegangen waren, begannen andere wie New Found Glory und neuere Bands wie The Wonder Years, ihn noch einmal von Grund auf neu zu erfinden.
Das kann man durchaus als Erfolg bezeichnen, da eine ganze Reihe neuer Pop-Punk Bands die Szene zu überschwemmen begannen. Sie brachten mehrere neue Merkmale mit: Freundschaft und Zusammenhalt wurden zu zwei der Hauptthemen in ihrer Musik, ebenso wie das Aushalten des Lebens und seiner Krisen. Pop-Punk Bands begannen auch, ihren Sound mit neueren traditionellen Hardcore-Bands zu verschmelzen und versuchten, ihren Hardcore-Wurzeln zu huldigen. In vielen aktuellen Pop-Punk Bands kommen Double-Bass-Drums, Breakdowns und sogar gelegentliches Geschrei zum Einsatz. So gesehen könnte man in Deutschland auch Jennifer Rostock dazu zählen. Seien wir mal darauf gespannt, was die 2020er im Hinblick auf das Genre zu bieten hat!